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          Im Dezember 1985 rief Gregorij von Leitis, Intendant von Elysium - between two continents, den Erwin Piscator Preis ins Leben, um dadurch das Erbe Piscators wachzuhalten und an Piscators bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung des Theaters auf beiden Seiten des Atlantiks zu erinnern. Der Piscator Ehrenpreis in Erinnerung an Maria Ley Piscator wurde 1996 eingerichtet, um herausragende Förderer von Kunst und Kultur auszuzeichnen.

 

erwin piscator

 

Erwin Piscator

           Erwin Piscator, ein Pionier des politischen und experimentellen Theaters, wurde am 17. Dezember 1893 in Ulm, Kreis Wetzlar geboren. Von 1913 bis 1914 studierte er bei Prof. Artur Kutscher an der Universität in München. Seine Theaterlaufbahn begann er 1913 als Volontär am Königlichen Hoftheater in München. Nach den Erfahrungen des 1. Weltkrieges, die ihn tief prägten, ging er nach Berlin und gründete dort "Das Tribunal", ein Avantgarde-Theater, das in städtischen Sälen auftrat. Er wurde bald berühmt wegen seiner Liebe zum Experiment, seiner revolutionären Sicht des Theaters, seiner Erfindung des epischen Theaters und seiner Vision der Bühne als einer moralischen Einrichtung in der Tradition Lessings. nach verschiedenen Inszenierungen an der Volksbühne eröffnete er 1927 sein eigenes Haus am Nollendorfplatz (die sog. erste Piscator-Bühne) mit der Uraufführung von Ernst Tollers "Hoppla, wir leben."

           1936 emigrierte Piscator nach Paris und 1938 von dort in die Vereinigten Staaten von Amerika. Gemeinsam mit seiner Frau Maria Ley Piscator gründete er den Dramatic Workshop an der New School for Social Research in New York und war von 1939 bis 1951 sein Leiter. Eine ganze Generation amerikanischer Schauspieler - u.a. Marlon Brando, Tony Curtis, Rod Steiger, Tony Randall, Anthony Franciosa, Elaine Stritch und Harry Belafonte - wurden durch Piscators Unterrichtsmethode geprägt, aber auch Schriftsteller wie Tennessee Williams und Arthur Miller, sowie Regisseure wie Julian Beck und Judith Malina. In New York präsentierte Piscator zahlreiche Stücke in z.T. legendär gewordenen Aufführungen, unter anderem Shakespeares "King Lear", "Den Kreidekreis " von Klabund, "Die Fliegen" von Sartre, "Draußen vor der Tür" von Borchert, Lessings "Nathan der Weise", sowie die Urafführung von O'Neills Stück "Mourning Becomes Electra."

          1951 kehrte Piscator - bedroht durch den McCarthy-Ausschuß zur Untersuchung antiamerikanischer Umtriebe - nach Deutschland zurück. Nach Jahren der Wanderschaft als Gastregisseur in Deutschland und im europäischen Ausland wurde er schließlich 1962 zum intendanten der Freien Volksbühne Berlin berufen. Dort inszenierte er einige in die Theatergeschichte eingegangene Uraufführungen, insbesondere 1963 Rolf Hochhuths "Der Stellvertreter". Am 30. März 1966 starb Piscator in Starnberg und wurde am 6. April auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf beigesetzt.

Bertolt Brecht sagte einmal von ihm: "Piscator ist der größte Theatermann aller Zeiten. Er wird ein Erbe hinterlassen, das wir nutzen sollten."

 

Maria Ley Piscator


           Maria Ley Piscator wurde am 1. August 1898 in Wien geboren. Sie begann ihre künstlerische Laufbahn als Tänzerin in Berlin und Paris und wandte sich später der Choreographie zu. Als Choreographin war sie an diversen Produktionen Max Reinhardts beteiligt, u.a. an seiner bedeutenden Inszenierung des "Sommernachtstraums."

           Maria Ley studierte an der Sorbonne in Paris und erwarb ihren Doktor in Literaturwissenschaft. 1936 traf sie auf Schloß Leopoldskron in Salzburg Erwin Piscator. Am 15. April 1937 heirateten beide in Paris und emigrierten am 1. Januar 1939 in die USA. Gemeinsam gründeten sie den Dramatic Workshop an der New School for Social Research in Manhattan, an der viele emigrierte Wissenschaftler und Künstler ein geistiges Zuhause fanden.

           Maria Piscator führte Regie in mehr als 50 Produktionen am Broadway, Off-Broadway und in Europa. Sie schrieb zwei Romane und einen Gedichtband und übersetzte einige Stücke, u.a. "Lendemain", das am Théatre des Champs-Elysées in Paris aufgeführt wurde, dem selben Theater, wo 1971 ihr Stück "Metamorphosis" auf die Bühne gebracht wurde. Ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes veröffentlichte sie ein Buch über Piscators Theaterschaffen unter dem Titel "Das Piscator Experiment: Das Politische Theater". 1989 erschien ihre Autobiographie "Der Tanz im Spiegel".

           In den 1970er Jahren unterrichtete Maria Ley Piscator an der University of Southern Illinois in Carbondale und an der Universität des Staates New York in Stony Brook. Mitte der 80er Jahre begann sie, mit der von Gregorij von Leitis 1983 gegründeten Elysium Theater Company in New York zusammenzuarbeiten. 1987 wurde sie Ehrenmitglied von Elysium - between two continents.


           Maria Ley Piscator starb im Alter von 101 Jahren am 14. Oktober 1999 in Manhattan und wurde am 17. Dezember an der Seite ihres Mannes Erwin Piscator auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf beigesetzt.

 

Erwin Piscator Preisträger



 
2014 Harold Prince
  Vartan Gregorian (Ehrenpreis)
   
2013 André Bishop
  Barbara Goldsmith (Ehrenpreis)
   
2012 Thomas Hampson
  Louise Hirschfeld Cullman and Lewis B. Cullman (Ehrenpreis)
   
2011 E.L. Doctorow
  Peter Gelb (Ehrenpreis)
   
2010 Martina Arroyo
  Carol Kahn Strauss (Ehrenpreis)
  Luise Rainer (Preis für das Lebenswerk)
  Christine Ostermayer (Piscator Jubiläumspreis)
   
2009 Marian Seldes
  Max Kade Foundation - Lya Friedrich Pfeifer (Ehrenpreis)
   
2008 Edward Albee
  Meera T. Gandhi (Ehrenpreis)
   
2007 Deborah Voigt
  Alexandra Kauka (Ehrenpreis)
  Marta Eggerth (Preis für das Lebenswerk)
   
2006 Elaine Stritch
  Deutsche Bank Americas Foundation (Ehrenpreis)
   
2005 Ben Gazzara
  Donald M. Kendall (Ehrenpreis)
   
2004 Kitty Carlisle Hart
  Dr. Johann Georg Prince of Hohenzollern (Ehrenpreis)
   
2003 Anna Moffo
  Kurt F. Viermetz (Ehrenpreis)
   
2002 Kurt Masur
  Dr. Bernd-A. von Maltzan (Ehrenpreis)
   
2001 Anne Jackson and Eli Wallach
  Drs. Ellen Hedda and Peter Landesmann (Ehrenpreis)
   
2000 Ellen Burstyn
  Anna-Maria and Stephen M. Kellen (Ehrenpreis)
   
1999 Tony Randall
  Mary Sharp Cronson (Ehrenpreis)
   
1998 Uta Hagen
  Martha W. Coigney (Ehrenpreis)
   
1997 Lanford Wilson
  Prof. Gabriele Henkel (Ehrenpreis)
   
1996 Marshall W. Mason
  Lucille Lortel (Ehrenpreis)
   
1995 Prof. Dr. Margret Herzfeld-Sander
  Prof. Dr. Volkmar Sander
   
1994 William M. Hoffman
   
1993 Klaus Dieter Wilke
   
1990 Robert Wilson
   
1989 Peter Zadek
   
1988 Judith Malina
   
1987 Giorgio Strehler
   
1986 Lee Grant